Analysieren, Automatisieren, Datenintegrität, Patient Centricity, Data Mining, Prozessoptimierung – Pharma 4.0 ist vielfältig. Aber was versteht man eigentlich darunter und warum hat die Digitalisierung in der Pharma immer noch Luft nach oben?
Pharma 4.0 ist Teil des Internet of Things (IoT). Der Begriff beschreibt den Teil des IoT, der sich auf die Pharmaindustrie auswirkt. Wo Industrie 4.0 die produzierende Industrie allgemein in den Blick nimmt, also Möglichkeiten und Wege beschreibt, wie Produkte mit den neusten Technologien einfacher und schneller produziert werden können, umfasst Pharma 4.0 genau die Technologien, Netzwerke und Prozessänderungen, die sich im Bereich des Pharmakosmos befinden.
Ebenso wie in anderen Industrien verändert das IoT in der Pharmaindustrie, wie Prozesse ablaufen, wie die einzelnen Akteure miteinander kommunizieren und auch, wie z.B. Lieferketten überwacht werden können. Entlang des Digital Drug Lifecycles gibt es verschiedene Möglichkeiten der Digitalisierung. Dazu gehören unter anderem smarte Produktionslinien und Abläufe, Track&Trace oder die Temperaturüberwachung während der gesamten Lieferkette mittels Sensor.
Pharma 4.0: Der Produktzyklus auf einen Blick
Das digitale Abbild einer Lieferkette macht die Identifikation und Information der einzelnen Akteure deutlich einfacher und zeiteffizienter. Es ermöglicht den kompletten Produktzyklus nachzuverfolgen. Der Digital Twin der Lieferkette bringt verschiedene Vorteile mit sich. Fälschungen können zum Beispiel nur erschwert in die Lieferkette eingebracht werden.
Für Teile der Life Science Industrie gilt derzeit, dass die Informations- und Alarmierungsketten oft schwerfällig sind. Das trifft beispielsweise auch auf die Lebensmittelindustrie zu. Bei einem Produktrückruf vergeht viel Zeit, bis die Ware zurückgerufen und der Vorfall analysiert wurde. Bis schließlich Konsequenzen daraus gezogen und zum Beispiel Prozesse angepasst wurden, geht zusätzlich Zeit verloren. Durch eine digitale Lieferkette können Rückrufe deutlich effizienter und kostengünstiger gestaltet werden. Wenn sich Mängel nur auf einzelne Produkte oder Chargen beziehen und deren Verbleib genau bestimmt werden kann.
Pharmaindustrie ist Vorbild für andere Branchen
Einen ersten großen Schritt hin zur Digitalisierung hat die europäische Pharmaindustrie schon Anfang 2019 vollzogen. Durch die Falsified Medicines Directive (FMD) musste sich die Pharmaindustrie in den vergangenen Jahren zwangsweise digitalisieren. Nun kommunizieren die Produktionslinien mit Cloud-Systemen, um entsprechende Seriennummern abzurufen. Statt eines Lochkartensystems, das noch in manchen Apotheken in Betrieb war, stehen nun moderne Scanner und Software in den Apotheken. Alle Bereiche sind betroffen, vom Lohnhersteller über Logistik bis hin zum Krankenhaus.
In vielen Bereichen ist die Pharmaindustrie schon ein klarer Vorreiter in Sachen Digitalisierung. Vor allem, da sie unter erschwerten Bedingungen, das heißt, in einem hoch regulierten Umfeld geschehen muss. Die digital vernetzte Supply Chain, die alle Partner innerhalb des Systems verbindet und den Lebenslauf der einzelnen Verpackung abbildet, ist ein großer Sprung. Auch die Vernetzung in der Produktion hat die Digitalisierung in der Pharmaindustrie vorangebracht. Wenn es darum geht, eine ganze Branche zu digitalisieren, ist die Pharmaindustrie ein gutes Vorbild. Die Erfahrung und Kompetenz aus diesem Bereich lassen sich in andere Branchen transferieren.
Dennoch, oder gerade weil sie schon viele wichtige Schritte in der Digitalisierung gegangen ist, gibt es auch in der Pharmaindustrie noch Potential. Hier sind vor allem Bereiche wie Patient Centricity oder die Individualisierung von Medikamenten zu nennen.